Die fotografierenden Brieftauben …

Collections: le pigeon photographe

Die ersten bekannten Luftaufnahmen wurden 1858 von Nadar aus einem Luftballon aufgenommen. Rund vierzig Jahre später wird eine revolutionäre Idee der Luftbildfotografie in die Tat umgesetzt: Eine Miniaturkamera, die man den Brieftauben umhängt, die damit aus der Luft fotografieren.

Der Apotheker Wilhelm Neubronner im deutschen Kronberg setzte seine Brieftauben zunächst ein, um dringende Rezepte zu übermitteln. Dies brachte seinen Sohn Julius auf die Idee, den Brieftauben eine Kamera auf die Brust zu verpassen, die mit elastischen Bändern am Flügelansatz befestigt waren, um so ihre Flugroute der Tiere bildlich zu dokumentieren. Die Kamera, für welche er 1903 ein Patent erhielt, löste mit einem Verzögerungsmechanismus selbsttätig aus und registrierte die Aufnahmen auf einem 4 cm breiten Rollfilm.

Um 1910 konstruiert Julius Neubronner einen zweiten Apparat, den er Doppel-Sport nennt. Diese ist mit einem Schwenkobjektiv als Panoramakamera konzipiert und belichtet mit einem Verzögerungsmechanismus Negative von 3×8 cm Grösse.

Die Idee der Brieftaubenkamera wurde in den 1930er Jahren vom Aargauer Uhrmacher Adrian Michel wieder aufgegriffen, der eine 16 mm Filmkamera konstruierte. Allerdings wurde die Kamera, die mit einem Zeit- und Intervallmechanismus ausgestattet war, kein kommerzieller Erfolg.

 

Illustration:
Prototyp einer von Adrian Michel in Walde erdachten Kamera für Brieftauben, Schweiz, um 1935.