Erste Retrofokus- und Zoomkonstruktionen

Der französische Optikpionier Pierre Angénieux ist der Urheber mehrerer Objektivkonstruktionen, welche die Fotografie, die Cinématographie und das Fernsehen revolutionieren sollten: Der Retrofokus-Weitwinkel um 1950, das Objektiv mit höchster Lichtstärke 1:0,95 und das Zoom mit konstanter Entfernungseinstellung sind die drei wichtigsten Beispiele.

Das Bild eines Weitwinkelobjektivs entsteht so nahe der hintersten Linse, dass der Spiegel der Spiegelreflexkamera keinen Platz mehr hat. Um dieses Problem zu lösen, kommt der französische Optiker Pierre Angénieux 1950 auf die geniale Idee, mit seiner Retrofokus-Konstruktion diesen Raum zu vergrössern, bzw. die Schnittweite zu verlängern.

Pierre Angénieux (1907-1998) gründet 1935 das Optikwerk Angénieux in Paris und zieht später in seine Geburtsstadt Saint-Héand im Departement Loire um. Er spezialisiert sich auf qualitativ hochwertige Objektive für die Fotografie und die Cinématographie, und Angénieux beliefert Firmen wie beispielsweise Alpa, die keine eigene Optikfertigung unterhalten. Heute gehört Angenieux zur Thales-Gruppe.

Das Zoom, oder das Objektiv mit variabler Brennweite für die Cinématographie, geht auf die Erfindung von Roger Cuvillier und das Jahr 1949 zurück, der Optikingenieur bei SOM-Berthiot war. Angénieux begann 1956 Zoomobjektive mit konstanter Entfernungseinstellung und einem grösseren Brennweitenbereich herzustellen. Das erste Zoom für Kleinbildkameras entstand aus einer Zusammenarbeit von Voigtländer und Zoomar in New York, das 1956 zur Bessamatic angeboten wurde.

Illustration:
 Spiegelreflexkamera Alpa Reflex Modell 6, Pignon AG, Ballaigues, Schweiz, seit 1956.
Die Kamera kommt mit weitwinkelobjektiven Angénieux Alpa Retrofocus: ein 35 mm, ein 28 mm und ein 24 mm.