Wie es der Name schon sagt, wies die «Vest Pocket» eine Grösse auf, die der Westentasche eines Kittels entsprach. Die Dimension verdankte die Kamera dem neuen Rollfilm 127, der erheblich kleiner war als seine Vorgängertypen. Die geringe Abmessung, die einfache Handhabung und der erschwingliche Preis liessen die Vest Pocket kurz nach ihrer Markteinführung 1912 zu einem durchschlagenden Erfolg werden.
Während des Ersten Weltkrieges lancierte Kodak eine Werbekampagne, in der speziell die Soldaten angesprochen wurden. Die Kamera wurde zum Mittel gegen die Langeweile in den Trainingslagern, bevor die Soldaten auf die Schlachtfelder Europas geschickt wurden. Auch dort wurde die Fotografie zum Kommunikationsmittel, um das Erlebte mit den Familien zu Hause zu teilen.
In Frankreich wurde die Vest Pocket in den Katalogen «Photo-Plait» als die «Soldaten-Kodak» angepriesen. Man könnte daraus schliessen, dass jeder Soldat eine Vest Pocket besass. In Tat und Wahrheit waren es jedoch vor allem die Offiziere oder Soldaten, die aus einem besseren Milieu kamen, die sich eine Kamera leisten konnten. Obwohl es aus Geheimhaltungsgründen grundsätzlich verboten war an der Front zu fotografieren, gibt es unzählige Bilder der damaligen Kampfhandlungen. Einige Illustrierten haben diese Situation sogar dazu benutzt, die besten Kriegsbilder von Amateurfotografen in Wettbewerben zu belohnen.