Wie Muybridge und Marey in den 1880er Jahren, befasst sich auch Ottomar Anschütz, Porträtist im preussischen Lissa (heute in Polen), mit der Bewegungsanalyse. Er konstruierte verschiedene Verschlüsse, mit denen er Belichtungszeiten von nur 1/1000 Sekunde erzielte. Er rüstet Kameras, die in einer Reihe aufgestellt waren, mit solchen Verschlüssen aus und fotografierte damit nicht nur Pferde in Bewegung, sondern ganze Militärmanöver.
1886 verbessert Anschütz das Zoetrop, jenes optische Spielzeug, das 1867 auf den Markt kam. Er ersetzte die gezeichneten Darstellungen durch seine sequenziellen Fotoaufnahmen, und er platzierte die Betrachtungsschlitze nicht mehr oberhalb des Bildstreifens, sondern zwischen den Bildern. Man betrachtet im Zoetrop fortlaufende Bilder, die entweder horizontal angeordnet sind oder auf einem Karton vertikal ablaufen.
Gleichzeitig gelingt Anschütz eine wichtige Erfindung im Hinblick auf die kinematografische Projektion. Sein Elektrotachyskop – oder «elektrischer Schnellseher», wie Anschütz ihn original nannte – aus dem Jahre 1887 bestand aus seiner grossen Scheibe mit elektrischen Kontakten, auf welcher Diapositive der Bewegungsaufnahmen montiert waren. Wird die Scheibe mit den Bildern gedreht, so zündet hinter dem Diapositiv eine Gasentladungslampe (Geissler-Röhre), welche durch ihren Kurzzeiteffekt das Bild zum Stehen bringt. In rascher Folge wird durch Überlagerung der Bilder und unserer Netzhautträgheit ein Bewegungseffekt erzeugt. Natürlich handelt es sich dabei noch nicht um eine Projektion, denn die Vorführung ist auf die direkte Betrachtung durch wenige Personen beschränkt.