Hippolyte Bayard, der vergessene Erfinder

Im selben Jahr 1839, als Talbots Forschungsergebnisse auch in Frankreich bekannt wurden, gelang es Hippolyte Bayard, einem Beamten im Finanzministerium ohne besondere Ausbildung, der aber der Kunstszene nahe stand, ebenfalls «fotogenische Zeichnungen» auf Papier zu bringen. Sein Verfahren des direkten Positivs konnte er aber nicht publik machen, weil er von Verfechtern der Daguerreotypie, die noch nicht offiziell angekündigt worden war, politisch unter Druck gesetzt wurde. Sein Verfahren wird schliesslich im «Moniteur officiel» vom 13. November 1839 veröffentlicht, nach einem sehr positiven Bericht der Akademie der Schönen Künste, und er versucht, es im Februar 1840 anerkennen zu lassen. Talbot, der Anspruch darauf erhebt, dass sein Verfahren älter als dasjenige von Bayard sei, wird im März von der Akademie der Wissenschaften eingeladen, es vorzuführen. Bayards Verfahren gegenüber besitzt es den Vorteil des Negativs, von dem mehrere Abzüge erstellt werden können.

 

Illustration:
Hyppolite Bayard, Plakat mit 13 Fotografien, Bayard. 1839 (mit Unterschrift unten rechts), aus der Sammlung der französischen Gesellschaft für Fotografie.